• IMAGO als Standortbestimmung

    Imago

IMAGO ist ein lateinisches Wort und bedeutet „Bild“. Der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung führte diesen Begriff in die Analytische Psychologie ein. In diesem Zusammenhang beschreibt der Begriff das meist unbewusste Vorstellungsbild, das wir von einer bestimmten Person haben. Dieses bestimmt und prägt das Miteinander mit dieser Person.

Ein IMAGO ist also das Abbild von etwas, das in uns wirkt. Es schließt die unbewussten Anteile mit ein.

IMAGO in der systemischen Arbeit

In der systemischen Arbeit ist die IMAGO-Technik ein sehr wertvolles Tool. Denn wir können damit wirkende Felder und Energien sichtbar machen. 

Jede Handlung und alles, was geschieht, hinterlässt einen solchen energetischen Abdruck. Oftmals liegt in diesem Bereich sogar der Ausgangspunkt für Irritationen in der für uns sichtbaren Welt.

Wenn wir also eine Möglichkeit haben, die energetischen Felder um uns herum sichtbar zu machen, können wir bereits sehr früh und präventiv dort einwirken. Haben wir die Zusammenhänge erkannt, ist es sehr einfach möglich, am entscheidenden Punkt anzusetzen und etwas zu verändern.

Ein intuitives Bild

ImagoEin IMAGO zeichnen wir ganz intuitiv. Es ist in der Regel keine realistische Darstellung von Personen oder Gegenständen. Wir zeichnen vielmehr in einen Kreis, der zum Beispiel für ein Projekt, eine Situation oder eine Beziehung steht, dort etwas ein, wo und wie wir es fühlen und ertasten können. 

Es ist also nicht der Verstand, der dies bestimmt, sondern wir lassen uns intuitiv führen. Wichtig ist dabei, dass das Bild am Ende vollständig ist. Das heißt, dass alles, was für die Fragestellung wichtig ist, sichtbar gemacht wurde. 

Mit Hilfe unseres körpereigenen Biofeedback-Systems finden wir das sehr leicht heraus. Sehr gut bewährt hat sich dafür der Armlängentest, der mit etwas Übung zuverlässige Antworten gibt.

Zusammenhänge sichtbar machen

Im zweiten Schritt ist es wichtig, die einzelnen nun sichtbaren Elemente zu benennen und allfällige Verbindungen und Zusammenhänge zu erkennen. Dafür ist eine große Offenheit wichtig. 

ImagoWenn wir dazu alleine unseren Verstand befragen, gibt dieser uns meistens Antworten in sehr engen Bahnen. Deshalb lassen wir bei der Benennung der einzelnen Elemente alles zu, was sich an Impulsen und Inspirationen meldet, ohne bereits nach dem Sinn und dem genauen Zusammenhang zu fragen. 

So könnte eine Struktur zum Beispiel eine Emotion repräsentieren. Oder es zeigt sich eine Person, die da eigentlich nicht hingehört und an die wir bei diesem Thema nicht gedacht hätten.

Wenn alles benannt ist und die Verbindungen der einzelnen IMAGO-Elemente deutlich sichtbar sind, können wir die Muster klar erkennen, die zu einer Situation geführt haben. 

Durch Klarheit zur Lösung

Wir haben nun quasi eine Landkarte vor uns, aus der wir die Ursachen für das, was wir im Außen erleben, herauslesen können. Auf dieser Grundlage ist es nicht mehr schwer, eine Lösung zu finden. 

Mit dem Erkennen haben wir einerseits die Möglichkeit, die energetischen Strukturen zu verändern. Andererseits ergeben sich daraus aber auch ganz praktische Empfehlungen, wie mit einer Situation umgegangen werden kann, damit es zur Entspannung kommt.

Die IMAGO-Technik ist also ein sehr effizienter Weg, um Klarheit über eine Situation zu erhalten und gleichzeitig direkt an der Wurzel der Ursachen ansetzende Lösungswege zu finden.

Ein Beispiel für den Einsatz der IMAGO-Technik

In einem Projekt ging es darum, Kinder zu unterstützen, ihre eigene Identität und ihr Potenzial zu finden, anzunehmen und leben zu können. Dafür standen Räumlichkeiten in einem großen Fußballstadion zur Verfügung. 

Der Hauptraum war kindgerecht, bunt und liebevoll gestaltet. Es stand auch einiges an Spielmöglichkeiten zur Verfügung und es war viel Material für eine abwechslungsreiche Gestaltung der Tage vorhanden. Außerdem waren die Rahmenbedingungen durch einen tollen Service, was die Versorgung mit Essen und Getränken betraf, sehr gut.

Trotzdem war spürbar, dass in dem Raum etwas wirkte, was das Projekt nicht unterstütze sondern eher blockierte. Dies konnte als Unruhe und Enge wahrgenommen werden. Die Kinder nahmen dies auf, waren sehr unruhig und konnten kaum für die geplanten Aktivitäten motiviert werden.

ImagoEin IMAGO zeigte sehr deutlich, dass in diesem Raum das Prinzip des kollektiven Fußballfeldes wirkte. In der Darstellung waren auf drei Seiten Mechanismen erkennbar, die zur Mitte des IMAGOs liefen und dort wie in einem Strudel alles einzusaugen schienen. Alles Individuelle ging sozusagen in diesem kollektiven Feld auf. 

Die gemeinsame Begeisterung für die eigene Mannschaft ist bei einem Fußballspiel ja nicht schlecht im Sinne von, wir unterstützen unsere Mannschaft mit aller Kraft alle zusammen. Nur für ein Projekt, bei dem es um die Individualität jedes einzelnen Menschen ging, war das kontraproduktiv.

ImagoAuf der Grundlage dieser Erkenntnisse konnte der Raum für die Zeit des Projektes so unterstützt werden, dass er es nun förderte. Es wurde ruhiger und der Raum bot eine stabile Basis für die Arbeit, die dort stattfand. Dies zeigten auch schnell die Kinder, die nun mit Freude, motiviert und ruhigem Miteinander Neues ausprobierten und das in ihnen schlummernde, individuelle Potenzial zu zeigen begannen.

Nach den drei Wochen, die für die erste Gruppe vorgesehen waren, hatten sich die einzelnen Persönlichkeiten richtig schön entfaltet und strahlende Kinder konnten nun ihren Lebensweg mit einem reichen Repertoire an hilfreichen Werkzeugen weitergehen.

Der Start mit der zweiten Gruppe verlief dann von vornherein bereits viel ruhiger.

Einsatzmöglichkeiten für die Imago-Technik

Für das IMAGO gibt es zahlreiche Einsatzmöglichkeiten. Sehr hilfreich ist es, um die Mechanismen in Beziehungen aufzudecken. Dies gilt für Paarbeziehungen, Familien oder Teams. 

Je komplexer eine Situation ist, desto größer ist der Nutzen eines IMAGOs. Es ist für mich der einfachste Weg, um wirklich alles zu erfassen, was wichtig ist.

In Unternehmen ist es ein wichtiger Ansatzpunkt, mit Hilfe eines IMAGOs zu erkennen, was im Zentrum der Arbeit steht. Ist es der CEO, das Produkt, die Mitarbeiter, das finanzielle Ziel, die Kunden oder noch etwas ganz anderes?

Wir können aber ebenfalls bei einem Menschen ein bestimmtes Organ oder Organsystem ansehen. Wenn zum Beispiel die Leber Probleme macht, können wir mit einem IMAGO einmal in sie hineinschauen und uns wundern, was wir dort so alles finden.

Auch bestimmte Ereignisse, die vielleicht in die Gegenwart hineinwirken, können wir in ihren Zusammenhängen erkennen. 

Dies sind nur ein paar Beispiele für die Möglichkeit, mit Hilfe der IMAGO-Technik in der systemischen Analyse das Kernthema aufzudecken. Denn das ist der entscheidende Teil der systemischen Arbeit. Auf dieser Basis lassen sich dann jeweils relativ leicht Lösungswege entwickeln.

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