In den letzten Jahren konnte man häufig hören „Die Wissenschaft sagt…“. Doch gibt es wirklich „die Wissenschaft“? Kann sie absolut sein? Auf welchen Grundlagen beruht die heutige moderne Wissenschaft? Und wie sah Wissenschaft in anderen Zeiten und in anderen Kulturen aus? Ist die moderne Wissenschaft wirklich das Optimum an Wissen, das wir Menschen bisher erreicht haben?
Diese Fragen haben viel mit dem zugrundeliegenden Weltbild zu tun.
Mechanistisches und organisches Weltbild
Die heutige moderne Wissenschaft wird von einem mechanistischen Weltbild bestimmt. Das heißt, dass alle Vorgänge, ob belebt oder unbelebt, wie Maschinen funktionieren. Dabei stehen zunächst einmal alle Dinge ohne Bezug nebeneinander. Beziehungen der Dinge untereinander beruhen auf der Bewegung zwischen Teilchen, die irgendwie von außen wie durch Knopfdruck angestoßen werden. Betrachtet werden nur die äußeren Kontakte. Eine innere Verbundenheit zwischen verschiedenen Dingen erkennt die moderne Wissenschaft nicht.
In traditionellen Erfahrungswissenschaften steht jedoch ein organisches Weltbild im Vordergrund des Bewusstseins. Demnach haben alle Dinge eine innere Verbindung. Nichts existiert isoliert oder für sich alleine. Alles hat seinen Platz und seine Bedeutung im großen Ganzen. Es gelten deshalb auch für alles die gleichen Regeln und Gesetzmäßigkeiten.
Nach dem Gesetz der Entsprechung findet sich alles, was wir im Makrokosmos erkennen genauso vollständig im Mikrokosmos. Die fraktalen Muster in der Natur zeigen dies ganz deutlich. Auch in den immer kleiner werdenden Einheiten finden wir noch vollständig die gleichen Strukturen wie im Großen.
Diese Grundlage führt zu der Erkenntnis, dass alles in dieser Welt lebendig ist. Eine Unterscheidung in lebendig und nicht-lebendig ist nicht möglich, wenn alles den gleichen Gesetzen unterliegt. Aus diesem Grund sind gemäß dem organischen Weltbild nicht nur Menschen, Tiere und Pflanzen lebendige Wesen, sondern ebenfalls zum Beispiel Häuser, Landschaften, Projekte und Unternehmen. Dies wird allerdings erst erkennbar, wenn wir hinter die Oberfläche der auf der materiellen Ebene nicht-lebendig erscheinenden Dinge in dieser Welt blicken.
Natur als Chaos und als Vorbild
Auch das Naturbild unterscheidet sich in der modernen Wissenschaft sehr deutlich von der traditionellen Sichtweise.
Seit der Mensch sesshaft geworden ist, entwickelte sich die Vorstellung, die Natur bezwingen zu müssen. Dies geschieht durch eine bestimmte Ordnung, von der wir glauben, dass sie für unser Leben gut ist. Wir können das heute zum Beispiel an den sehr strukturierten und aufgeräumten Gärten sehen. Wir Menschen bestimmen, wo jede Pflanze wachsen soll und welche Pflanze wir nicht in unserem Garten haben wollen. Natur wird eher als chaotisch gesehen. Mit der Ordnung, die in dieses Chaos hineingebracht wird, kommt auch die Kontrolle, die wir Menschen über die Natur ausüben.
Städte sind ebenfalls Beispiele für eine menschengeschaffene Ordnung. Die Idee dahinter war ursprünglich, dass die Stadt Sicherheit gibt. Alles außerhalb bedeutete Gefahr. Natur wurde also als Bedrohung angesehen. Dieses Erbe steckt mitunter auch heute noch in uns, wenn wir zum Beispiel durch einen unbekannten, dunklen Wald gehen. Es entsteht dann ein Gefühl der Unsicherheit, da wir nicht alles durchdringen und kontrollieren können. Ein Gefühl der Angst meldet sich, obwohl wahrscheinlich kaum ein heute lebender Mensch gefährliche Situationen im Zusammenhang mit der Natur erlebt hat.
Die traditionelle Sicht auf die Natur basiert dagegen auf der Verbundenheit mit ihr wie mit allem. Damit sind wir alle ein Teil der Natur. Und da der Mensch und die Natur den gleichen Gesetzen unterliegen, können wir von der Natur viel lernen. Gerade in der Gartengestaltung werden heute alte Konzepte wiederentdeckt. In der Permakultur steht zum Beispiel die genaue Beobachtung im Vordergrund, wie einzelne Pflanzen aber auch unterschiedliche Elemente eines Gartens optimal zusammenwirken. Danach erfolgt die Gestaltung und nicht allein auf der Grundlage einer durch den Menschen als praktisch empfundenen Ordnung.
Die Natur schenkt uns in ihren jährlichen Zyklen immer wieder so viel. Es lohnt sich sehr, sich auf sie einzulassen und von ihr zu lernen. Im Miteinander können wir sehr viel für unsere Erde tun.
Trennung und Verbundenheit
Der Blick der modernen Wissenschaft betont die Trennung zwischen allen Dingen und auch zwischen allen Lebewesen. Jeder Mensch ist demnach ein eigenständiges „Ich“, das für sich alleine existiert. Diese Haltung, die wir Menschen tief in uns tragen, führt zu dem Gefühl, alleine zu sein und alles alleine schaffen zu müssen. Die Welt im Außen wird deshalb eher als Feind, gegen den man sich verteidigen muss, und als Konkurrenz zum eigenen „Ich“ wahrgenommen. Das macht unser Leben ganz schön anstrengend.
In vielen alten Kulturen ist dies ganz anders gewesen. Trennung gibt es nicht, weil nicht nur die materielle Ebene gesehen wird. Über andere Realitätsebenen, die letztendlich nur andere Bewusstseinsstufen der materiellen Welt sind, ist alles verbunden.
Dieses Verständnis der Welt und ihrer Zusammenhänge hat zur Folge, dass ich mir selber weh tue, wenn ich einem anderen Menschen oder auch der Natur Schaden zufüge, da ich genau wie alle anderen Menschen, die Natur und alles, was es in dieser Welt und sogar im Universum gibt, mit allem verbunden bin. Naturvölker, die in diesem Bewusstsein leben, gehen deshalb ganz anders mit der Natur und der Erde um, weil sie die Verbundenheit und das harmonische Miteinander als ihre Lebensgrundlage erkennen.
Lineare und zyklische Zeit
Unsere moderne Welt geht von der Linearität der Zeit aus. Wir kommen aus der Vergangenheit, befinden uns gerade in der Gegenwart und gehen in die Zukunft. Daraus ergibt sich auch das Konzept von Ursache und Wirkung. Eine Ursache muss in der Vergangenheit liegen, da eine Wirkung immer linear auf eine Ursache folgt. Die moderne Wissenschaft arbeitet praktisch ausschließlich mit diesem Konzept der linearen Zeit.
Die traditionelle Wissenschaft sieht die Zeit dagegen eher zyklisch. Das heißt, dass Zeit nicht einfach gleichmäßig vorwärts läuft, sondern in Zyklen bestimmte Perioden durchläuft. Wenn eine Periode abgeschlossen ist, beginnt eine neue. Dabei sind Perioden zusätzlich immer innerhalb von größeren Einheiten angelegt, die ebenfalls zyklisch verlaufen. Zeit wird dadurch komplexer und mehrdimensionaler, da sie nicht mehr wie auf einer Linie verläuft. Eine Orientierung ist dann wiederum nur möglich, wenn man die größeren Zusammenhänge einbezieht.
Wahrnehmung mit linker und rechter Hirnhälfte
Unser Gehirn besitzt eine linke und eine rechte Hälfte. Beide haben unterschiedliche Qualitäten und Aufgaben, die unsere Wahrnehmung beeinflussen.
In unserer modernen Welt und Wissenschaft haben wir die linke Hirnhälfte mit ihrem linearen, rationalem und logischen Denken sehr gut trainiert. Sie funktioniert ähnlich wie ein Computer. Die Wahrnehmung übernehmen unsere 5 Sinne, das Sehen, das Hören, das Riechen, das Schmecken und das Ertasten.
Auf diese Weise ist jedoch immer nur ein ganz kleiner Teil der Wirklichkeit zu erfassen. Wir betrachten die Welt aus einer bestimmten, begrenzten Perspektive. Da der Abstand fehlt, um das Ganze zu sehen, kann eine solche Sichtweise nur sehr oberflächlich sein. Trotzdem glauben wir Menschen mit unseren 5 analytischen Sinnen ein klares Bild der Welt zu haben, wie sie aussieht und wie sie funktioniert. In Wirklichkeit ist es einfach unsere individuelle Weltsicht, die nur einen sehr begrenzten Teil der echten und umfassenden Wirklichkeit darstellt.
Zum Glück haben wir aber noch unsere rechte Hirnhälfte, die ganz anders funktioniert. Leider kommt sie in unserer heutigen Welt eher zu kurz und ist daher oft verkümmert. Das war in alten Traditionen noch ganz anders.
Die rechte Hirnhälfte ist für das Körpergefühl zuständig. Dieses unterstützt ein mehr ganzheitliches Erfassen unserer Umwelt, Aber nicht nur durch das Körpergefühl sondern auch durch die Wahrnehmung unserer Seele und dem Zugang zu unserer Innenwelt erhält Wahrnehmung eine ganz andere Tiefe und Weite. Diese Art der Wahrnehmung ist zu vergleichen mit der Adlerperspektive. Der Adler fliegt hoch über dem Land und hat dadurch einen guten Überblick über die ganze Landschaft und nicht nur über den begrenzten Bereich, wenn er irgendwo auf einem Stein sitzen würde.
Wir Menschen können mit unserem Bewusstsein ebenfalls die Adlerperspektive einnehmen, um einen größeren Überblick zu erhalten. Diese Weite ist die Wahrnehmungswelt unserer Seele, die dies alles erfassen kann. Weitere Wahrnehmungskanäle unterstützen dies.
Beide Hirnhälften haben also ihre Vorteile. Eine Kombination von beiden ist ideal, um der Wahrheit am nächsten zu kommen, soweit das für uns Menschen möglich ist.
Zahlreiche Wissenskanäle
Moderne Wissenschaftler kommen auf der Grundlage von Experimenten zu ihren Erkenntnissen. Dabei werden verschiedene Parameter definiert und das Setting so eingerichtet, dass ein bestimmter Vorgang, oft aus der Natur, isoliert betrachtet werden kann. Die Betrachtungsweise ist dabei ausschließlich linear auf die Schiene Ursache und Wirkung ausgerichtet.
Da die Natur und unsere ganze Welt sehr viel komplexer ist, kann auf diese Weise nur ein ganz kleiner Ausschnitt in seiner Funktionsweise erfasst werden. Das erkannte Prinzip erklärt deshalb häufig auch nur etwas sehr Begrenztes. Im Großen passt es meistens schon nicht mehr.
In der traditionellen Wissenschaft ist das Bewusstsein vorhanden, dass es verschiedene Realitätsebenen gibt, die durch unterschiedliche Wahrnehmungswege erreicht werden können. Das Wissen aller dieser Realitätsebenen hängt zusammen. Jede Realitätsebene hat jedoch ihren eigenen Zugang. Unsere 5-Sinne sind allein für die physische Welt zuständig. Um an das Wissen aus anderen Realitätsebenen zu kommen, ist es also wichtig, den Zugang über die entsprechenden Kanäle zu nutzen.
Neben unserem analytischen Verstand mit den 5 Sinne haben wir als weitere Wissenskanäle zum Beispiel das Körperbewusstsein, das Herzbewusstsein, die Intuition, die Seelenbildersprache, Visionen und die Meditation. Wenn wir diese umfassenden Möglichkeiten zusätzlich nutzen, zeigen sich die übergeordneten Strukturen und Zusammenhänge viel umfassender und klarer. Ein Beispiel, wie eine Kombination der Wissenskanäle sehr nutzbringend funktionieren kann, habe ich im Artikel „Kombi Verstand und Intuition“ beschrieben.
Absolute und relative Wahrheit
Die moderne Wissenschaft basiert überwiegend auf messbaren Daten und Parametern. Alles, was durch irgendeine Form der Messbarkeit belegt werden kann, gilt als Wahrheit und als wissenschaftlich begründet. Diese Wahrheit wird als absolut angesehen. Immer, wenn etwas neu durch Zahlen belegt werden kann, vergrößert dies das Wissen. Alles, was nicht auf diese Weise dargestellt werden kann, gilt als nicht belegt und mindestens zum augenblicklichen Zeitpunkt als unwissenschaftlich.
Ganz allgemein entwickelt sich Wissen aus kleinen Details heraus, die der Wissenschaftler als Fachexperte gut überblicken kann. Die Grenzen verschieben sich bei diesem Vorgehen immer wieder ein kleines Stück mehr in Richtung der unbekannten Ganzheit des Wissens.
Die traditionelle Wissenschaft ist dagegen in Bezug auf eine absolute Wahrheit mehr von Demut geprägt. Eine absolute Wahrheit wird mit dem Göttlichen gleichgesetzt. Als Menschen mit begrenztem Bewusstsein können wir nichts in der vollständigen Ganzheit erfassen. Deshalb betrachten die traditionellen Wissensrichtungen das Wissen, das unser Verstand erfassen kann immer als relativ. Die absolute Wahrheit schimmert zwar durch, aber das Bewusstsein der Größe der Schöpfung steht über allem.
Wissenschaftliche Fachbereiche und übergeordnete Sicht
In der modernen Wissenschaft finden wir viele sehr spezialisierte Fachgebiete. Der Blick verengt sich dabei sehr stark, so dass jeder Wissenschaftler in seinem Gebiet zwar sehr tief in sein spezifisches Thema eintaucht, sich aber schon in den benachbarten Bereichen nicht mehr auskennt. Außerdem besitzt jedes Fachgebiet eigene Fachbegriffe und Regeln. Das erschwert den Austausch und das Miteinander von Wissenschaftlern mit unterschiedlichen Schwerpunkten sehr.
Diese Struktur des extremen Spezialistentums verhindert zudem eine Einordnung in das große Ganze und den ganzheitlichen Überblick.
In der traditionellen Wissenschaftgibt es dagegen im Grunde nur eine Wissenschaft mit verschiedenen Aspekten. Das verbindende Element ist, dass alles den gleichen universellen kosmischen Gesetzen unterliegt. Je nach dem Aspekt der Betrachtung wird lediglich die Ebene des Wissens gewechselt. Innerhalb dieser Struktur hängt alles Wissen zusammen. Es gibt also nicht wie in der modernen Wissenschaft eine Unmenge an isolierten Wissensdaten, sondern eine Wissenschaft, die viele Wissensgebiete durch die gemeinsamen Gesetzmäßigkeiten verbindet. Allgemeingültig Prinzipien zeigen sich auf diese Weise einfach in unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten.
Aus meiner Sicht haben beide Sichtweisen von wissenschaftlicher Herangehensweise ihre Berechtigung. Optimal wäre ein Miteinander und ein gegenseitiges Akzeptieren. Die moderne Wissenschaft stößt immer häufiger an ihre Grenzen. Kürzlich habe ich von einem bekannten Astrophysiker, der einige Jahre für die NASA gearbeitet hat, am Schluss seines begeisterten Vortrags über die Erforschung des Weltalls den demütigen Satz gehört: „Eigentlich wissen wir gar nichts!“
Vielleicht hilft die erweiterte Sicht der alten Traditionen, mehr zu verstehen. Der Beweis der Richtigkeit kann durch die augenblicklich hartnäckig verfolgten wissenschaftlichen Wege vermutlich nicht erbracht werden. Aber wie wäre es, nach neuen Wegen zu suchen und diese ebenfalls als wissenschaftlich zuzulassen?
Die Physik ist mit den Erkenntnissen der Quantenphysik bereits auf einem guten Weg. Noch kann kein physikalisches Konzept alle Phänomene erklären. Aber es gibt bereits deutliche Annäherungen zwischen der Physik als moderne Wissenschaft und den traditionellen spirituellen Weisheiten, die ebenfalls Erklärungen für das Funktionieren unserer Welt bieten.
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